Altes, vergangenes Dorf

Noruki schaffte es dann mit Yasashi Sentoki und Itazura zu überholen, auch wenn sie völlig außer Atem war. Als sie dann nach Kesu nach draußen kam, schnappte sie direkt nach Luft.

Sentoki konnte den Ausgang auch schon sehen, zumindest das Leuchten der Abenddämmerung. Dann kam aber Itazura hinter ihm ins Stolpern und fiel zu Boden. Natürlich neigte er dazu, direkt weiterzurennen, aber er konnte sie irgendwie nicht hier zurück lassen, blieb neben ihr und half ihr wieder auf.

Raidon nutzte diese Chance und sprintete schnell an Sentoki und Itazura heran. Dann packte er beide jeweils mit einer Hand und hob sie ohne große Mühe hoch. Ich dachte du solltest wissen, dass du zu arbeiten hast Sentoki! fuhr er ihn wütend an. Und dass du mich mit Respekt behandeln sollst müsste doch eigentlich auch klar sein! Er hob Sentoki jetzt so weit nach oben, dass sie sich auf Augenhöhe befanden und schleuderte ihn dann mit voller Kraft gegen die Wand, sodass kleine Felsbrocken herunter gerieselt kamen.
Dann sah er zu Itazura. Ich werde Kasai davon berichten und dann könnt ihr was erleben! Mit diesen Worten ließ er sie dann unsanft auf den Boden fallen. Er sah noch einmal zum Ausgang, wo die anderen sich befanden, wandte sich dann aber ab und verschwand wieder in der Miene.

Autsch murrte Sentoki und reibte sich den Kopf. Er war ganz schön hart aufgeprallt und die Kopfschmerzen bestätigten ihm das auch ohne Zweifel. Nebenbei tat auch der Rest seines Körpers weh, aber er versuchte sich wieder aufzurichten.

Itazura blieb etwas eingeschüchtert am Boden sitzen. Der konnte definitiv genauso gruselig werden wie Kasai und dass er das hier auch noch Kasai berichten wollte, beunruhigte sie nur noch mehr. Dann erhob sie sich aber wieder und schaute kurz zu Sentoki. Erleichtert, dass sie nicht so gegen die Wand befördert wurde, war sie auf alle Fälle.

Kesu sah zur Mine zurück. Dann drehte er aber bloß wortlos ab und lief wieder in Richtung des Dorfes. Heute mussten sie wohl nicht mehr arbeiten. Nur wollte er da morgen ungern wieder hin.

Kannst du weiterlaufen? fragte Noruki besorgt Yasashi, den das alles wohl ziemlich mitgenommen hatte. Aber so mutig hatte sie ihn vorher gar nicht eingeschätzt.

Yasashi nickte leicht. Ja, ich glaube es geht schon. Er versuchte zu lächeln, was jedoch ein wenig kläglich aussah. Hast du schon vor wieder zurück zu gehen oder gibt es hier im Dorf noch irgendwas tolles zu besichtigen?

Hayato blickte noch kurz in Sentoki's und Itazura's Richtung und verschwand dann im Dorf.

Yami blieb erst unschlüssig stehen, schloss sich dann aber Hayato an.

Yume entschloss sich dazu wieder ins Heim zurückzukehren. Auch wenn sie etwas Angst vor Kasai hatte, wollte sie auch nicht ihre Zeit im Dorf verbringen. Die Dorfbewohner mochten die Heimkinder nunmal nicht wirklich und auf komische Blicke konnte sie nun wirklicb verzichten.

Also was tolles zum Besichtigen würde mir jetzt nicht einfallen...Vielleicht finden wir ja was, wenn wir schauen grinste Noruki dann.

Kesu ging auch schon wieder ins Heim. Er konnte es nicht leiden, im Dorf rumzulaufen, die anderen Leute da nervten ihn bloß.

Kasai fing die zurückkommenden aber auch schon direkt ab, bevor sie richtig angekommen waren. Seid ihr nicht etwas früh heute?

Itazura schaute kurz zu Sentoki, drehte sich dann aber doch weg und ging los. Er hatte ihr zwar geholfen, aber trotzdem war er ihr etwas unheimlich mit seinem ganzen Getue.

Sentoki seufzte bloß und schleppte sich auch raus. Er ging dann ebenfalls Richtung Dorf.

Yume sah Kasai mit ängstlichen Augen an. Es gab .. einen kleinen Zwischenfall und wir durften früher aufhören zu arbeiten. Raidon sagte, er wollte Ihnen noch erzählen, was passiert ist. erzählte sie ihm dann brav und hoffte, dass er nicht wütend wurde.

Hayato und Yami liefen währenddessen durchs Dorf. Der Markt war zu dieser Zeit grade recht voll und sie nutzten die Chance, um den Dorfbewohnern einige Sachen aus ihren Taschen zu stehlen, was langsam irgendwie zu einem Hobby für die beiden geworden war.

Yasashi grinste ebenfalls. Er sah noch kurz zu Itazura, der es anscheinend gut ging und dann wieder zu Noruki. Okay, sehen wir uns im Dorf etwas um oder etwas außerhalb?

Hm. Schön, geht, meinte Kasai dazu nur und ging dann an ihnen vorbei, wieder auf sein Zimmer.

Kesu lief sofort aufs Zimmer und ließ sich dann ins Bett sinken. Er schaute ruhig an die Decke.

Mir ist das egal, wie du willst grinste Noruki und überließ ihm so die Wahl.

Yume ging ebenfalls ins Zimmer und setzte sich dort ans Fenster. Sie starrte eine Weile nach draußen in den Himmel, setzte sich dann aber irgendwann auf ihr Bett und schrieb einen Tagebucheintrag. Vor ein paar Tagen hatte sie ein unbeschriebenes Buch gefunden, sich einen Stift von Tenshi geklaut und seitdem schrieb sie jeden Tag etwas hinein.

Yasashi überlegte. Er wollte Noruki nicht lange warten lassen, konnte sich aber nicht recht entscheiden. Ähm .. wie wärs wenn wir ein wenig außerhalb rumlaufen? schlug er vor und lächelte etwas verlegen.

Sehr gerne lächelte Noruki fröhlich und ging dann ruhig los. Sie passte aber auf, dass er mit seinen Wunden nicht zu überfordert war.

Wie lange willst du diesen Rotz eigentlich noch schreiben? meinte Kesu mit einer gewissen Gleichgültigkeit aber auch Abwertung in der Stimme. Er hatte sich schon gedacht, dass es sowas wie ein Tagebuch war und konnte nicht nachvollziehen, wofür man das brauchte.

Mit einem komischen Gefühl schaute Itazura kurz zu den beiden, bevor sie dann endgültig losging. Irgendwas passte ihr nicht daran, dass die beiden so gut miteinander auskamen und so viel aufeinander hockten.

Kasai tauchte für einen Moment bei Tenshi auf. Ich bin weg, du musst alleine auf die aufpassen, kommentierte er kurz, bevor er auch schon wieder verschwand und sich auf den Weg zur Mine machte.

Sentoki kam auch noch auf den Markt. Ihm war es zu blöd, jetzt schon sinnlos im Heim rumzuliegen. Schlafen konnt er sowieso noch nicht, dafür musste er ja erst einmal aufs Abendessen warten.

Yume schrieb ihren Satz zu Ende und sah dann zu Kesu. Das ist kein Rotz. Ich schreib da alles rein was ich am Tag gemacht hab und was passiert ist und sowas. Vielleicht solltest du das auch mal ausprobieren, also deine Gefühle aufzuschreiben. schlug sie vor, wusste aber schon sofort, dass gleich wieder eine abfällige Bemerkung von ihm kommen würde.

Yasashi versuchte sich seine Schmerzen nicht anmerken zu lassen, aber schon nach einer Weile musste er stehen bleiben. Tut mir leid, können wir uns vielleicht für ne Weile irgendwo hinsetzen?

Raidon hatte bis eben noch ein wenig Kohle abgebaut, um sich zu beruhigen, ließ es dann aber sein, als er Fußschritte hören konnte, die in seine Richtung kamen.

Kesu verdrehte die Augen. Natürlich, Gefühle aufschreiben, fang ich gleich morgen mit an murrte er darauf bloß und drehte sich dann weg.

Na klar, gar kein Problem lächelte Noruki, ging ein Stück und setzte sich da auf einen Baumstamm.

Kasai hielt vor der Mine an und wartete da ruhig. Er wusste, dass Raidon auch gleich dazustoßen würde.

Yume widmete sich wieder ihrem Tagebuch und beachtete Kesu nicht weiter.

Yasashi setzte sich neben sie und starrte dann auf die Landschaft vor ihm, während er über das nachdenken musste, was er heute von Kasai erfahren hatte. Hast du schon immer hier gelebt in diesem Dorf? Oder kommst du von irgendwo anders? fragte er Noruki dann neugierig und sah sie an.

Raidon bewegte sich auf den Eingang der Mine zu und musste lächeln, als er Kasai sah. Kasai, schön dich zu sehen! begrüßte er seinen Freund.

Kasai hob die Hand als Zeichen der Begrüßung. Ebenso. Und du hattest Stress heute?

Ich bin nicht von hier, ich bin nur ab und zu auf den Markt gekommen, weil es der Beste in der Nähe war lächelte sie freundlich.

Raidon nickte. Ja, die Neuen haben einige Probleme gemacht und wollten nicht arbeiten. Sentoki wird auch immer widerspenstiger. fing er an.

Yume schrieb in aller Ruhe ihren Eintrag zu Ende, klappte das Buch dann zu und legte es unter ihr Kopfkissen. Dann legte sie sich hin, verschrenkte die Arme hinter ihrem Kopf und starrte an die Decke.

Yami und Hayato kehrten dann ebenfalls ins Heim zurück, nachdem sie ein wenig Gold zusammengeklaut hatten.

Achso, okay. Weißt du zufällig irgendwas über das Heim hier? Ich weiß nicht, es kommt mir so merkwürdig vor und die Leute hier im Dorf scheinen ja auch nicht allzu begeistert darüber zu sein, dass es hier ein Heim gibt. Yasashi wollte sie eigentlich nicht so ausfragen, aber er war neugierig. Und er fragte sich, ob es vielleicht einen besonderen Grund gab, warum er und Itazura ausgerechnet hier gelandet waren und ins Heim gebracht wurden.

Nein keine Ahnung... murmelte Noruki und sah automatisch weg. Also naja...Es gibt da...Gerüchte...

Auch Itazura und Sentoki kamen irgendwann im Heim an und ließen sich dort nieder, ohne noch groß etwas zu sagen.

Ach? meinte Kasai. Die Neuen überraschen mich nicht, aber Sentoki hatte sich doch sonst halbwegs im Griff.

Raidon zuckte nur mit den Schultern. Ich war auch recht überrascht. Wahrscheinlich ist es der Einfluss der Neuen. Wir sollten aufpassen, dass sie hier nicht alles durcheinander bringen. Wissen sie schon irgendwas, was sie nicht wissen sollten?

Yasashi dachte ein wenig nach. Er hatte schon den ganzen Tag überlegt, was hier eigentlich los war. Vorallem Kasai beunruhigte ihn etwas. Er hatte schließlich selbst gespürt, wie kräftig er war. Sind das .. schlimme Gerüchte?

Bisher nicht. Anscheinend zumindest sagte Kasai ruhig. Aber da werden wir wohl etwas aufpassen müssen. Er streckte sich. Naja, wie auch immer. Ich muss auch schon wieder los, gerade die Neuen sollte ich nicht zu viel mit Tenshi alleine lassen.

Ja schon, irgendwie... murmelte Noruki weiter. Alle, die da wohnen...Aber gerade über Kasai hört man viel....

Raidon nickte verständlich und stand dann auf. In Ordnung, falls es Neuigkeiten geben sollte, kannst du gerne wieder vorbeischauen.

Yasashi wurde nun etwas neugieriger. Ja, das dachte ich mir .. er ist ziemlich stark und naja beängstigend. Er war sich nicht sicher, ob er die Gerüchte überhaupt hören wollte. Wahrscheinlich würde er sich dann nicht einmal mehr in die Nähe vom Heim oder von Kasai trauen.

Mach ich gerne. Bis dann. Schon war er von Raidon und seiner Mine verschwunden.

Noruki wurde zeimlich unsicher und auch leiser. Ist er...Weil er...Also nach den Gerüchten...Kasai ist... stockte sie und schreckte dann zusammen als sie was hinter sich merkte.

Ich bin was? fragte dieser mit einer ungwöhnlich ruhigen, aber extrem furchteinflößenden Stimme.

Yasashi zuckte erschrocken zusammen und drehte sich ängstlich um. Wie lange stand er schon da? Er warf kurz einen Blick zu Noruki und sah dann zu Kasai. Wir .. ähm, ich hab nur ein wenig nach dem Dorf und das Heim gefragt. Ich bin ja erst seit kurzem hier. Er fand es ziemlich ärgerlich, dass er jetzt nicht mehr hören konnte, was Noruki eben noch sagen wollte. Was war wenn sich rumsprach, dass Kasai ein Massenmörder war, der elternlose Kinder in ein Heim bringt und sie dann irgendwann umbringt? Er hatte schonmal einen Film gesehen, in dem das passierte und der Gedanke daran ließ ihn erschaudern. Aber wahrscheinlich waren es ja auch einfach nur ein paar harmlose Gerüchte.

Noruki verstummte direkt und wich seinem Blick aus.

Kasai sah die beiden ruhig an. Findet ihr es nicht etwas spät hier draußen noch rumzusitzen?Dann grinste er aber leicht, was bei ihm wirklich unheimlich aussah. Sag Noruki, was hört man denn so? Warum sagst du es Yasashi nicht?

Yasashi fühlte sich überhaupt nicht wohl. Sie haben Recht, wir sollten vielleicht wirklich gehen, bevor es zu dunkel wird. sagte er dann, bevor Noruki irgendwas sagen musste und stand vorsichtig auf. Mit seinen Verletzungen würde er jetzt nicht weit kommen, wenn er rennen musste, er war Kasai also schutzlos ausgeliefert und er musste sich einreden, dass nichts passieren würde, bevor er noch anfing zu zittern.

Noruki stand ebenfalls auf, zitterte aber schon seit Kasais Ankunft.

Geh alleine los wandte Kasai sich dann an Noruki, welche bloß nickte und direkt loslief. Dann schaute er wieder zu Yasashi. Du bist mir ein wenig zu neugierig.

Yasashi schluckte. Er wollte etwas zu seiner Verteidigung sagen, hatte aber die Befürchtung, dass das wieder nach hinten losgehen könnte. Tut mir leid, ich wollte mich nur mal erkundigen, wenn ich hier wirklich für immer bleiben muss. Sein Blick war auf den Boden gerichtet, er traute sich nicht Kasai anzusehen.

Kasai hob seinen Kopf aber an und sah ihm direkt in die Augen. Seine leuchteten kurz automatisch rot auf. Neugierde kann gefährlich werden. Stell keine Fragen, auf die du die Antwort lieber nicht wissen willst. Dann nahm er Yasashi hoch und rannte mit ihm zum Heim zurück, wo er ihn davor direkt absetzte. Du bist der Letzte, geh ins Zimmer und leg dich schlafen. Schon war er verschwunden.